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AutorenbildMarta Mulli

Olivenölbetrug: Behördenberichte zeigen, dass kriminelle Aktivitäten rund um die Olivenölvermarktung rasant zunehmen


Olivenölbetrug: Guardia Civil, Carabinieri und Europol decken internationale Operation zur Verbreitung von verfälschtem Olivenöl auf
Guardia Civil, Carabinieri und Europol decken internationale Operation zur Verbreitung von verfälschtem Olivenöl auf

Der Betrug mit Olivenöl entwickelt sich in Zeiten von historisch hohen Preisen und einem grassierenden Qualitätsmangel zu einem weitreichenden, länderübergreifenden Problem, das letzten Endes die Verbraucher direkt betrifft. Es wird für Konsumenten in diesem Jahr - selbst über die offiziellen Retail-Kanäle - deutlich schwieriger, an echtes natives Olivenöl extra zu gelangen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass minderwertige Olivenöle in immer grösseren Mengen in den Gastronomiesektor fliessen und die Gäste mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit Opfer von betrügerischen Praktiken werden. Die jüngsten Entwicklungen in Italien und Spanien, zusammen mit alarmierenden Trends im Online-Handel, illustrieren das Ausmaß und die Komplexität dieser Herausforderung.


In Italien wurden durch die Carabinieri des NAS (Nuclei Antisofisticazioni e Sanità[1]) umfangreiche Untersuchungen in Olivenölmühlen und Handelsbetrieben durchgeführt. Bei 1'250 Inspektionen stellten sie in 256 Betrieben Unregelmäßigkeiten fest.[2] Diese reichten von der falschen Deklaration und Nicht-Registrierung von Olivenöl bis hin zum Verkauf von Produkten, die nicht den lebensmittelrechtlichen Vorgaben entsprachen.


Infolgedessen wurden 26 Personen wegen Handelsbetrugs und Verkaufs nicht authentischer Lebensmittel an die Justizbehörden gemeldet. Zusätzlich wurden 22 Betriebe vorübergehend geschlossen und über 46'000 Liter Olivenöl beschlagnahmt, das entweder nicht registriert oder falsch als höherwertig deklariert worden war. Die betroffenen Unternehmer wurden mit Verwaltungsstrafen in Höhe von insgesamt 189'000 Euro belegt, die unter anderem für Mängel in der Reinigung und Wartung der Anlagen sowie für das Fehlen von Rückverfolgbarkeitsverfahren ausgesprochen wurden.


Parallel dazu deckte die spanische Guardia Civil[3] in Zusammenarbeit mit der italienischen Carabinieri und Europol[4] eine internationale Operation zur Verbreitung von verfälschtem Olivenöl auf[5], bei der elf Personen festgenommen wurden. Diese kriminelle Organisation, mit Zweigen in Spanien und Italien, spezialisierte sich auf das "Umwandeln" von minderwertigen Ölen in scheinbar höherwertige Qualitäten. In Spanien wurden qualitativ schlechte Öle mit höherwertigen Olivenölen gepanscht, um die erforderlichen Qualitätsstandards für Triglyceride und Erythrodiol zu erreichen respektive diese vorzutäuschen.


Olivenölbetrug: Anteile von solchem Öl könnten in Ihrem Lieblingsrestaurant verwendet werden (Bild: Guardia Civil)
Olivenölbetrug: Anteile von solchem Öl könnten in Ihrem Lieblingsrestaurant verwendet werden (Bild: Guardia Civil)


Vorausgegangen war dieser international koordinierten Operation eine stichprobenartige Inspektion eines LKWs in Manzanares (Ciudad Real) durch die Spezialeinheit SEPRONA[6] der Guardia Civil. Bei dem geladenen Olivenöl und den Frachtpapieren stellte die Spezialeinheit eine Reihe von Anomalien fest. Daraufhin startete die Operation "Omegabad". EUROPOL unterstützte die Betrugsbekämpfungseinheiten Spaniens und Italiens im Rahmen eines Spinn-offs ihrer Operation OPSON[7].


In Italien, so brachte die Operation der Behörden ans Licht, wurden Olivenöle durch zwei Unternehmen aus praktisch allen relevanten olivenölproduzierenden Ländern - meist über Portugal - in die EU eingeführt und anschliessend gepanscht. Bei den Durchsuchungen in beiden Ländern wurden 16 Öltanks und über 5'200 Liter verfälschtes Olivenöl beschlagnahmt. Zusätzlich wurden mehr als 91'000 Euro in bar und vier Luxusfahrzeuge sichergestellt. Ausserdem wurden mehrere Bankkonten gesperrt.


Die Absatzkanäle von kriminellen Organisationen, die viel Geld mit der Fälschung von Olivenöl verdienen, sind nur teilweise bekannt. Jüngst konnte nachgewiesen werden, dass in Apulien illegal operierende Unternehmen als Olivenöl deklarierte Samenöle minderwertiger Qualitäten und unbekannter Herkunft an namhafte Gastronomiebetriebe in der Stadt Rom verkauft haben.[8] Von mindestens 50 Gaststätten war Anfang des Jahres die Rede, die mit Sicherheit wissentlich an diesem Betrug teilnahmen. Klar scheint auch, dass kriminelle Netzwerke für die Vermarktung von illegal gepanschtem Olivenöl vermehrt auf soziale Plattformen wie Facebook setzen. Auf Facebook werden in spezialisierten Interessengruppen Angebote für italienisches natives Olivenöl extra zu sehr niedrigen Preisen gemacht. Diese Angebote, die für 7 Euro pro Liter stehen, sind verdächtig, da der Großmarktpreis für italienisches Olivenöl deutlich über 9 Euro pro Kilogramm für die offen gehandelte (nicht abgefüllte) Ware liegt. Besorgniserregend ist zudem, dass diese Angebote von Nutzerprofilen stammen, die erst kürzlich auf Facebook registriert wurden, was darauf hindeutet, dass kriminelle Netzwerke Social Media-Plattformen gezielt nutzen, um ihre gefälschten Produkte zu vertreiben.





Wir von evoo.expert schätzen, dass der Anteil von Lampantölen in Europas Supermarktregalen auf über 30 % steigen könnte. Lampantöl ist ein minderwertiges Olivenöl, das nicht für den direkten menschlichen Verzehr geeignet ist. Im Foodservice-Bereich, wo der Preisfaktor noch entscheidender ist, schätzen wir die Betrugsrate sogar noch höher. Es besteht die Möglichkeit, dass zahlreiche Gastronomiebetriebe – ob bewusst oder unbewusst – Lampantöle, die fälschlicherweise als Extra Vergine deklariert sind, in ihren Gerichten verwenden oder an Kunden ausschenken. Rom war nur ein einsamer Vorläufer!


Angesichts dieser umfassenden und vielschichtigen Problematik ist es für Konsumenten und Gastronomen von größter Bedeutung, beim Kauf von Olivenöl äußerste Vorsicht walten zu lassen. Das Prinzip "caveat emptor" (Der Käufer nehme sich in Acht) sollte in Anbetracht der steigenden Betrugsfälle und der zunehmenden Verbreitung gefälschter Olivenöle über Online-Plattformen besonders beachtet werden. Konsumenten wie Gastronomen sollten Angebote kritisch prüfen und sich ausschliesslich auf rückverfolgbare Produkte aus vertrauenswürdigen Quellen stützen, um das Risiko des Erwerbs von gefälschtem oder minderwertigem Olivenöl zu minimieren.


Wie zeichnet sich eine vertrauenswürdige Quelle aus?

  1. Sie ist ein registriertes Unternehmen

  2. Sie ist Erzeugerin, Abfüllerin oder Händlerin von Olivenölen

    1. und kann in jedem Fall lückenlos die Herkunft der Öle und der dafür verwendeten Oliven als auch der Zwischenhändler aufschlüsseln - auf Anfrage sogar mit chemischen Analysen zu den einzelnen Produktionslosen

  3. Sie bietet nur jahrgangsreine Olivenöle an

  4. Sie bietet die Ware niemals zu unterdurchschnittlichen Preisen an

  5. Sie bietet nur Olivenöle an, deren Mindesthaltbarkeitsdatum maximal 26 Monate ab Produktion betragen (Bsp. Produktion Oktober 2023 - MHD 31.12.2025)

  6. Sie stellt auf Anfrage Analyseergebnisse mittels Laborrapporten zur Verfügung

    1. diese Rapporte beinhalten die Analysewerte aller relevanten chemischen Parameter und jene des Panel-Tests

    2. diese Rapporte beinhalten die Multi-Rückstands-Analysen

  7. Sie bietet nur filtrierte Olivenöle an

  8. Ihre Olivenöle riechen pflanzlich-frisch

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  10. Ihre Olivenöle hinterlassen am Gaumen keinen fettigen Eindruck



 

Quellen:

[2] LA PIRA Roberto, Olio extravergine: I controlli dei NAS rivelano truffe e frodi, Il fatto alimentare, 17.01.2024; zu finden unter https://ilfattoalimentare.it/olio-extravergine-ispezioni-nas.html

[3] Guardia Civil; zu finden unter https://www.guardiacivil.es/es/index.html

[4] Europol; zu finden unter https://www.europol.europa.eu/

[5] Detenidas once personas por distribuir internacionalmente aceite de oliva adulterado, Guardia Civil, 04.12.2023; zu finden unter https://www.guardiacivil.es/es/prensa/noticias/8767.html

[8] Waren Sie neulich in Rom? Dann haben Sie vielleicht in einem Restaurant gefälschtes Olivenöl konsumiert...., evoo.expert; zu finden unter https://www.evoo.expert/post/waren-sie-neulich-in-rom-dann-haben-sie-vielleicht-in-einem-restaurant-gef%C3%A4lschtes-oliven%C3%B6l-konsumi



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