(Printscreen ARD)
Heieiei! Vor laufender Kamera enttarnt der Wildstedter Unternehmer und Gründer der arteFakt Olivenölkampange, Conrad Bölicke, mittels simpler Verkostung ein als Olivenöl vermarktetes Samenöl! Bitte schauen Sie dazu das oben angefügte Video.
Die Labor-Analyse des besagten "Extra Vergine Olivenöls" mittels kostspieliger Kernspinresonanzspektroskopie bestätigt Bölickes Verdacht. Es handelt sich um ein Sonnenblumenöl respektive um ein Produkt mit sehr hohem Sonnenblumenölanteil! Weil sich das Produkt "Olio extra vergine di oliva" nennt, ist das illegal. Fremdölanteile sind in "Extra Vergini" strengstens verboten.
«Der grösste Fehler ist, dass dieser Schrott überhaupt hierhergekommen war.»
Vincenzo Andronaco, Lebensmittelhändler
Der Inverkehrbringer des gefälschten Olivenöls? Ein in Hamburger ansässiger Grosshändler für italienische Spezialitäten. Andronaco heisst er. Zehn Filialen, oder besser Grandi Mercati, gehören ihm, über welche er mit über 250 Mitarbeitenden vor allem Kunden aus der Gastronomie aber auch Private bedient.
Gegenüber dem Sender ARD zeigt der Patron, Vincenzo Andronaco, der das Produkt angeblich bereits vor dem Zeitpunkt der Video-Aufzeichnung eigenhändig aus dem Verkehr gezogen hat, Reue. Es sei sein Fehler. Und auch der Fehler seiner Mitarbeiter. Aber der grösste Fehler sei, dass - O-Ton Andronaco - «diese Schrott [sic] überhaupt hergekommen ist».
Skeptisch sei man bei Andronaco wegen des günstigen Preises gewesen, zu welchem der Lieferant das "Olivenöl" angeboten habe. Also habe man beschlossen, das Öl analysieren zu lassen.
Weshalb das gefälschte Olivenöl dennoch in den Handel gelangt, will Reporter Jo Hiller wissen. Andronaco gibt zu verstehen, dass es sich um eine Überschneidung handelte, bei welcher das Öl schon im Verkauf war, als die Analyseergebnisse eintrafen.
Ob man dem Sizilianer, der in den 1980ern begann, Gastronomen aus Hamburg zu beliefern, glauben soll? Keineswegs!
Denn, er kündigt im Fernsehen an, dass das immer wieder passieren werde und er deshalb für die Zukunft nichts versprechen könne.
Allgegenwärtiger Betrug - insbesondere wenn Sie auswärts essen, sind Sie in Gefahr
Es sind längst nicht nur Hamburger, die solchen Betrügereien auf den Leim gehen. Der Betrug mit Olivenöl ist - das ist eine tragische Wahrheit, die ich zu verkünden, nicht müde werde - allgegenwärtig. Insbesondere jetzt, wo die Preise für das grüne Gold des Mittelmeerraumes vergleichsweise hoch sind. Wer mit einem Sieben-Franken-Olivenöl aufkreuzt, wird scharenweise naive aber auch berechnende skrupellose Abnehmer finden.
Betroffen ist insbesondere die Gastronomie. Aus eigenem Verschulden! Weil dort in einem Grossteil der Fälle der Preis als absolutes Kriterium gilt. Olivenöl darf nicht viel teurer sein als Rapsöl. Aber, wenn Olivenöl diese Preisanforderung in der heutigen Zeit erfüllt, handelt es sich eben nicht um Olivenöl. Sondern, wie im Fall Andronaco, um einen kriminellen Verschnitt aus billigen Samenölen und wenig schlechtem Olivenöl oder gar gänzlich um Samenöl, das mit Chlorophyll eingefärbt wurde. Eine Vielzahl von Gastronomen ist nicht imstande, das zu merken. Weil die Fachkenntnis fehlt. Und diese kann aufgrund der grassierenden Ignoranz auch gar nie erworben werden. Hiervon ist die Spitzegastronomie übrigens im gleichen Masse betroffen wie die einfache Restauration. An Schulen und überbetrieblichen Kursen wird das nicht gelehrt. Rapsöl ist King! Und, Olivenöl, das gerne nach fermentierten Oliven stinken darf, kann man höchstens über den Salat träufeln. Aber eigentlich ist auch das zu teuer.
Das im Kollektiv an und für sich stärkste Glied der Kette, der Konsument, ist dabei einem besonders hohen Risiko ausgesetzt. Oxidierte und intrinsisch toxische Samenöle (Raps, Sonnenblume, Mais, Soja) und qualitativ miserables Olivenöl - das ist in der Mehrheit der Fälle die bittere Realität - auch in Sternebetrieben!
So schützen Sie sich
Wie man sich schützen kann, fragen Sie mich? Zunächst einmal können Sie versuchen, in Restaurants darauf zu bestehen, dass ihr Gericht nicht mit Samenölen zubereitet wird. Und fragen Sie als zweites nach einer Kostprobe des Olivenöls des Hauses.
Wenn man auf Ihre Wünsche nicht eingehen kann,
verlassen Sie das Haus.
Wenn das gereichte Olivenöl nach Essig oder Jute riecht oder ranzig schmeckt,
äussern Sie den Wunsch, dass Ihr Gericht mit Bratbutter zubereitet wird.
Geniessen Sie das Gericht, wenn Ihnen Ihre Wünsche erfüllt werden und insbesondere dann, wenn Ihnen ein grünlich-fruchtiges, frisch anmutendes und keineswegs "fettiges" Olivenöl gereicht wird.
Seien Sie nicht gehemmt, um nach dem für Sie Besten zu fragen, selbst wenn dafür ein kleiner Aufpreis fällig wird. Schliesslich dürfen Sie jederzeit frei entscheiden, wem und für welche kulinarische Leistung Sie Ihr Geld geben möchten.
Quellen
[1] Die Tricks mit Gewürzen und Ölen, ARD, 09.09.2024; zu finden unter
[2] Vom Ein-Mann-Unternehmen zum Grande Mercato, Andronaco; zu finden unter https://www.andronaco.info/unternehmen/wer-wir-sind-2/
Commenti