Wunderschöne Szenerie in Serpa im Süden Portugals, wo die Schweizer Familien Bernhard und Zehnder mit ihrer Farm Risca Grande - Olival da Risca auf mittlerweile über 250 ha Oliven mit höchster Sorgfalt und inniger Leidenschaft nach Demeter-Standard kultivieren und auch Black Angus Rinder halten.
Zu Risca Grandes Öl-Kunden zählen bekannte Lebensmitteleinzelhändler wie Coop Schweiz (Fine Food Olivenöl mit Zitronen, Fine Food Olivenöl mit Basilikum), Manor (Olival da Risca Mild und Olival da Risca Original), Tegut sowie die Biohändler Bioland, Bioplanet und einige mehr.
Die Vergrösserungspläne des vor knapp 19 Jahren angelegten Alqueva-Damms, welcher bis 2020 auf ca. 170'000 Hektar ausgebaut werden soll, bereiten vielen traditionell produzierenden Olivenbauern Sorge. Multinationale Ölkonzerne drängen angesichts der Bewässerungsmöglichkeiten und der im Vergleich zu Andalusien tiefen Bodenpreise ins Land. Superintensive Olivenanlagen, die mit spanischen Olivenbäumen bestückt sind, bringen kurzfristig viel Ertrag und setzen den klassischen Anbau im Süden Portugals unter Druck.
«Viele Bio- oder Demeterfarmen setzen Herbizide ein.»
- Andreas Kurt Bernhard, Olival da Risca
Doch, nicht nur das beunruhigt Andreas Kurt Bernhard von Olival da Risca. Er sagt: "Hier werden Anlagen bio-oder demeter-zertifiziert, die mit ökologischem Anbau nichts zu tun haben. Wenn die Inspektoren doch nur jetzt in dieser Jahreszeit, in der alles wunderbar gedeiht und grünt, die Betriebe kontrollierten, würden sie feststellen, dass viele zertifizierte Bio- oder Demeterfarmen Herbizide einsetzen. Unter den Bäumen ist alles totgespritzt, nichts ist grün. Dabei sollte gerade jetzt in dieser Jahreszeit alles gedeihen und grün sein."
Bio als Marketinginstrument etabliert
Bio ist - nicht nur beim Olivenöl - zu einer reinen Marketingfloskel verkommen. Die Kontrollen der überforderten Bio-Organisationen sind ungenügend bis inexistent. Die Profiteure sind nicht zuletzt die Detailhändler, die für wenig Geld zu bio-zertifizierter Ware kommen. Das Bio-Siegel ist den Konsumenten längst kein Garant mehr für im Einklang mit der Natur hergestellte Lebensmittel. Zahlreiche Dokumentationen haben Missstände rund um Bio in zahlreichen Lebensmittelsparten bereits zu Tage gefördert. Verbessert hat sich selten etwas.
Bernhard wird noch deutlicher: "Wer seine Oliven oder sein Öl aus konventionellem Anbau nicht verkaufen kann, der deklariert das Produkt ohne mit der Wimper zu zucken als biologisches Erzeugnis und schon kann er es absetzen. Es ist verrückt."
Kein Nachweis von Rückständen im fertigen Öl
Das Problem dabei: Herbizidrückstände, die vom Einsatz der im Bio-Olivenanbau verbotenen Mittel im Frühjahr zeugen könnten, lassen sich im fertig produzierten Öl selten nachweisen. Die Bio-Kontrolleure strömen höchstens zur Zeit der Olivenernte in die Anbauregionen, überwachen und dokumentieren hier und da Extraktions- und Abfüllprozesse. Im Frühling, wenn die produzierten Ölmengen via Abnahmekontrakte den Käufern zugesichert sind, interessiert sich niemand mehr für Bio-Kontrollen. Weder Inspektoren noch Produzenten. Doch, wie wir wissen: nach der Ernte ist vor der Ernte. Wer profitabel produzieren und grosse Mengen absetzen will, muss im Frühjahr die Weichen stellen. Echt Bio oder doch nur Bio.
«Ich will nicht noch mehr riskieren. Sie sind zu vielem fähig.»
- Andreas Kurt Bernhard, Olival da Risca
Für Andreas Kurt Bernhard ist der Weg trotz finanziellem Druck klar, er und seine Partnerfamilie haben sich dem biodynamischen Olivenanbau verschrieben. Aus persönlicher Überzeugung, nicht wegen Bio- oder Demetersiegel. Auf eigene Faust gegen fehlbare Mitbewerber zu ermitteln, lässt Bernhard nach dem Brand eines seiner Olivenhaine in Zukunft lieber sein. Er sagt dazu: "Es geht um viel Geld, unfair agierende Mitbewerber sind zu vielem fähig. Ich möchte nicht noch mehr riskieren."
Olivenöproduzenten wie die Familien Bernhard und Zehnder werden es mit der zunehmenden Kommodifizierung des Olivenöls in Zukunft noch schwieriger haben, sich gegen die Marktflutung mit Billigprodukten behaupten zu können. Jüngst vernichteten Deutschlands Lebensmitteleinzelhandelsketten mit völlig unnötigen Preisabschlägen auf Private Label Olivenöle (Olivenöle, welche die Händler unter eigener Marke vertreiben) rund 20 Mio. Euro Marktwert. Aufgrund des spanischen Produktionshochs und der aggressiven Exportpolitik der Iberer konnten die deutschen Händler Abnahmekontrakte zu supergünstigen Konditionen aushandeln. Ende Januar lag der Literpreis für Extra Vergine aus Jaén, dem weltgrössten Olivenanbaugebiet, nämlich bei unglaublichen 2.29 Euro. Diese kurzsichtige Kommodifizierung bringt den Olivenölmarkt in akute Gefahr und drängt so manchen Anbieter in die Illegalität. Sauber produzierte Qualitätsöle drohen zu einem noch rareren Gut zu werden, während weder Bio oder Demeter noch der Terminus Extra Vergine im klassischen Handel Qualität und Nachhaltigkeit garantieren. Der Olivenölkauf ist und bleibt also eine Vertrauenssache und man tut folglich gut daran, die Verkaufsquellen mit grösster Vorsicht zu selektieren.
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