Liebe Freunde des guten Olivenöls
Gestern habe ich darüber berichtet, dass ich das Urteil des Lissaboner Olivenöl-Panels, welches im Auftrag von "A Bon Entendeur" (Radio Télévision Suisse) zwölf in der Schweiz als "extra vergine" verkaufte Olivenöle als sensorisch "fehlerfrei" taxierte, zumindest für den Fall "Primadonna Natives Olivenöl Extra aus Spanien" bei einer eigenen Verkostung nicht bestätigen konnte.
Während das portugiesische Panel das mir nicht bekannte Abfülllos des entsprechenden von Lidl verkauften Olivenöls zur ersten Güteklasse zählte, habe ich dem von mir verkosteten Öl ein knappes "Vergine" taxiert. Angesichts der Tatsache, dass auf der Flasche das Mindesthaltbarkeitsdatum mit 05/10/2024 angegeben wird und aufgrund der weiteren Tatsache, dass der Olivenölkonsum in der Schweiz bei schwachen - und zurzeit abnehmenden - 1.8 Litern pro Kopf und Jahr liegt, würde ich behaupten wollen, dass das von mir verkostete Öl spätestens bei den Menschen daheim im Küchenschaft stehend zum "Lampenöl" verkommen könnte.
So weit, so gut! Könnte man meinen. Aber ich muss Sie warnen! Es kommt noch schlimmer! Und wie! Denn, heute Mittag habe ich noch ein weiteres Olivenöl Lidls verkostet. Eines, das ebenfalls von "A Bon Entendeur" nach Lissabon zum Panel-Test geschickt wurde. Und, wie Sie spätestens seit gestern wissen, ebenfalls makellos als "Extra Vergine" aus dem Test entlassen wurde.
Es handelt sich um das Produkt "Primadonna Bio Natives Olivenöl Extra aus Spanien". Es ist in der 750-ml-Flasche derzeit für 9.95 Franken zu haben.
Dieses Olivenöl ist meiner Ansicht nach:
Nicht Extra Vergine
Mit nach meinem Dafürhalten noch ausgeprägteren Noten von fermentierten Oliven als das günstigere "Schwester-Öl" aus konventionellem Olivenanbau. Die Fermentationsnoten werden meiner Empfindung nach durch die pastöse und fettige Textur unterstrichen. Ausserdem ist das Öl unglaublich bitter - so wie man es nur von deutlich wassergestressten, ja vertrockneten Oliven her kennt. Ich würde in einem Nebenpunkt also ausserdem auch den Fehler "heuartig-holzig" geltend machen.
Aber, ich alleine mache noch lange kein Panel aus und deshalb bleibt mein Urteil auch in diesem Fall bloss "eine freie Meinung", die rechtlich null Relevanz hat. Und dennoch, wer sich von meinem Sensorik-Urteil leiten lässt, macht nichts falsch. Im Zweifelsfall ist es zumindest im kulinarisch-sensorischen Sinne besser, zu einem "Olivenöl" (bestehend aus raffinierten und nativen Olivenölen) zu greifen, damit die Speisen nicht vom sonderbaren Duft und Geschmack von fermentierten Oliven (Cassis; Katzenpisse) übertönt und gestört werden.
In diesem Sinne "en Guete"!
Ihr,
Silvan Brun
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