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AutorenbildSilvan Brun

Roland Zanotelli: «Ich liebe es, mit meinem Fiat Panda um die Felder zu fahren.»


Qualität, die man riecht - Roland Zanotelli hat einen weiteren tollen Argudell-Jahrgang eingefahren. (Bild: zvg) - jetzt bei evoo.expert - beste Olivenöle kaufen
Das Olivenöl ist sein Stolz - Roland Zanotelli hat einen weiteren tollen Argudell-Jahrgang eingefahren. (Bild: zvg)

Roland Zanotelli, leidenschaftlicher Unternehmer aus Basel, ist das Kunststück gelungen, auf seinem Gut Fontclara in Ampurien mit "Argudell" eines der besten Olivenöle Spaniens zu produzieren. Die Neue Fricktaler Zeitung nennt das in einem jüngst über den gebürtigen Fricktaler erschienenen Portrait: «Die späte Leidenschaft des Roland Zanotelli» - Zanotelli selber meint: «Früh oder spät spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, dass ich es als Privileg erkenne, was ich nun tun darf.» Silvan Brun hat Roland Zanotelli zum Interview getroffen.



1) Silvan Brun: Lieber Roland, du bist 82-jährig und könntest dir einen Ruhestand gönnen, der das Wort Ruhe auch tatsächlich verdient. Stattdessen bist du geschäftstüchtig und unternehmungslustig, investierst in den Olivenanbau, in Immobilien, in Infrastruktur- sowie in Energieprojekte und pendelst dabei zwischen der rauen Costa Brava in Katalonien und dem gemächlichen Basler Rheinknie. Ist es dieser Unruhezustand, der dich jung hält?

Roland Zanotelli: «Ich habe immer so gelebt. Ich habe einige Firmen auf- und ausgebaut. Es wäre mir langweilig, nichts zu tun oder nur Sport zu treiben. Ausserdem ist die Gegend «Empordà», wo ich heute einen Grossteil des Jahres verbringen darf, etwas vom Schönsten auf dieser Welt, wie ich finde.»




Auffahrt zur Finca Fontclara von Roland Zanotelli (Bild: zvg) - evoo.expert - beste Olivenöle kaufen
Auffahrt zur Finca Fontclara von Roland Zanotelli (Bild: zvg)



2) Seit über 30 Jahren besitzt du im ländlichen Fontclara, in der katalanischen Provinz Girona, rund fünf Kilometer südlich des Ter-Flusses und ebenso wenige Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt, ein wunderschönes Landhaus mit idyllischem Weiher, grossem Garten und zahlreichen über 400-jährigen knorrigen Argudell-Olivenbäumen. Dieser Ort, weit weg von hektischen Städten, war für dich in deinem umtriebigen Leben als erfolgreicher Unternehmer stets ein Platz des Rückzuges. Wieso Katalonien?

«Wir waren damals schon, als 20-Jährige, über Barcelona nach Formentera, die kleinste der Baleareninseln, gereist. Ohne Flugzeug und ohne Autobahn. Mein Kollege Klaus Grohe (Anm. d. Redaktion: Klaus Grohe ist ein Deutscher Unternehmer) hat dort ein Landstück gekauft und wir wollten auf diesem schönen Fleck Erde ein Haus bauen. Wir haben im azurblauen Wasser gefischt und getaucht und am Abend die Fische dem einzigen Restaurant der Insel zum Braten gebracht. Es war eine unvergesslich schöne Zeit. Später habe ich in Barcelona geheiratet und die Region Empordà kennengelernt. Dieses fruchtbare Land erinnerte mich stark an Formentera. Das Meer, die wunderbaren Buchten, das schöne und ergiebige Hinterland, in welchem Oliven, Reis und Früchte gedeihen – es ist ein Traum.»







3) Und wie bist du eigentlich zum Olivenöl gekommen?

«Vor 40 Jahren habe ich mit einem Freund in Sizilien das Olivenöl «OlioVerde» hergestellt. Das war unserer Meinung nach damals eines der besten Olivenöle der Welt. Später hat mein Freund das Öl selber weiterproduziert. Allerdings verkaufe ich das Produkt auch heute noch an eine sehr gute und vor allen Dingen über Jahrzehnte hinweg sehr treue Kundschaft.»



4) Heute erzeugst du mit deinem Landwirtschaftsbetrieb Zanotelli S.L., besser bekannt unter dem Namen Fontclara, der mittlerweile 12'500 Olivenbäume – darunter viele Neupflanzungen – rein biologisch bewirtschaftet, das vermutlich beste Olivenöl ganz Ampuriens. Noch 2019 hätte man dein «grünes Gold» allerdings nicht von anderen heimischen Ölen unterscheiden können. Wie kam es zu diesem rasanten und grossen Qualitätssprung?

«Das stimmt. Ich wollte auf Fontclara ein noch besseres Öl als das OlioVerde produzieren und habe dann erste Schritte in diese Richtung unternommen. Mit Hilfe des Spezialisten Silvan Brun, der mir nach seinem Besuch auf Fontclara mit einiger Hartnäckigkeit sowohl den italienischen Mühlenhersteller Mori TEM (Toscana Enologica Mori) als auch eine Hand voll weitere Fachexperten empfohlen hatte, habe ich nach wenigen Jahren das ambitiöse Ziel, eines der besten Öle Spaniens zu machen, erreichen können.»




Roland Zanotelli im Sommer 2019, als er eine Mori TEM-Mühle weiter nördlich besichtigte (Bild: Silvan Brun)
Roland Zanotelli im Sommer 2019, als er eine Mori TEM-Mühle im Norden Kataloniens besichtigte (Bild: Silvan Brun)



5) Giorgio Mori von Mori TEM, der Fontclara im Herbst 2019 besucht hatte, soll dir versprochen haben, dass du mit der Anschaffung seiner Mühle imstande wärst, das beste Argudell-Olivenöl Spaniens zu produzieren. Hattest du nicht einige Skepsis ob so grossen Tönen?

«Nein, ich habe mich über Giorgio Mori erkundigt und habe festgestellt, dass er wirklich ein begnadeter Ingenieur ist und auch mit den richtigen Leuten zusammenarbeitet - sowohl in Italien als auch in den übrigen Olivenöl produzierenden Ländern, insbesondere in Spanien. Zudem war auch die hohe Service- und Ersatzteil-Verfügbarkeit, die Mori bietet, ein entscheidendes Kriterium für Fontclara. Wenn beispielsweise während der Erntesaison, wenn die Mühle praktisch rund um die Uhr zuverlässig laufen muss, eine Komponente aussteigen sollte, erhielte ich von Mori innerhalb von 24 Stunden sogar neue Elektromotoren. Ein Produzent in Sizilien hat mir zudem vertraulich mitgeteilt, dass er im kommenden Jahr ebenfalls eine Mori-Anlage kaufen werde, um endlich auch ein gutes Olivenöl herstellen zu können. Allerdings, und das möchte ich erwähnt haben, ist die beste und teuerste Mühle alleine kein Garant für eine erstklassige Olivenölqualität. Wichtige Schritte, die zu Premium-Olivenöl führen, sind neben einer guten Jahresarbeit im Olivenhain - angefangen vom Baumschnitt zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Art - eine frühe Ernte gesunder Oliven, ein vorsichtiges Sortieren der Oliven, eine innerhalb von wenigen Stunden - idealerweise vergehen nicht mehr als zwei Stunden - nach der Lese stattfindende und nur kurz dauernde Verarbeitung zu Öl, eine sofortige Filtration des Öls, bei welcher Fruchtstücke, Zucker, Wasser und endogene Enzyme abgeschieden werden, und das finale temperaturkontrollierte Lagern unter Ausschluss von Sauerstoff.»




«Demut ist etwas, was man in der Landwirtschaft allgemein gut brauchen kann.»

- Roland Zanotelli




6) Roland, Fontclara ist ein kapitalintensives Unterfangen mit angenehmem Nebeneffekt für Mensch und Natur. Die von dir getätigten Investitionen werden durch den Landwirtschaftsbetrieb bei aller Anstrengung auf der Verkaufsseite aller Voraussicht nach nicht wieder zurückerwirtschaftet, zumindest nicht mittelfristig. Es sei denn, eine grössere Handelskette listete dein Olivenöl. In einem jüngeren Interview, das du der Neuen Fricktaler Zeitung gegeben hast, erwähntest du in diesem Zusammenhang allerdings, dass Geld bei einem Projekt nicht das Wichtigste sei, sondern dass die besten Ergebnisse nur durch Zeit und Herzblut erreicht werden könnten. Kann man Zeit und Leidenschaft gegen Kein Geld der Welt aufwiegen?

«Ich stehe zur gegenüber der Neuen Fricktaler Zeitung gemachten Aussage. Allerdings glaube ich, dass meine Nachfahren um das Jahr 2035 herum mit diesem wunderschönen Landwirtschaftsbetrieb Geld verdienen werden. Es ist soweit alles vorbereitet.»




Roland Zanotelli hat nochmal kräftig investiert: Im Bild die neue Produktionsstätte (Bild: zvg)
Roland Zanotelli hat nochmal kräftig in den zukünftigen Erfolg investiert: Im Bild die neue Produktionsstätte (Bild: zvg)




 

Zum Mensch Roland Zanotelli

Roland Zanotelli ist ein Basler Unternehmer mit italienischen Wurzeln. In Gipf-Oberfrick, wo er aufwuchs, hat er bereits in seinen jungen Jahren in der familieneigenen Getreidemühle mitangepackt. Nach der kaufmännischen Lehre im Getreidehandel bildete er sich in Paris in Tierernährung weiter und entwickelte später EDV-Programme für Futtermischungsoptimierung. Seine Erfindung, mit der er quasi Monopol und Erfolg gepachtet hatte, verkaufte er und stieg in den Handel mit Grossimmobilien ein. Er gründete die Immobilienfirma Tivona AG, die im Jahr 2009 über die Jelmoli Holding AG in die Swiss Prime Site-Gruppe, ihres Zeichens eine der führenden Immobiliengesellschaften Europas, integriert wurde. Roland Zanotelli baut mit seinen P&F Immobilien AG und Zanotelli AG, beide mit Sitz in Basel, nicht nur Einkaufszentren und Supermärkte für die grössten Detailhändler der Schweiz wie Migros, Coop, Denner und Aldi, sondern auch Tankstellen, Hotels und Wohnblöcke. In Tunesien ist Roland Zanotelli ebenfalls tätig. Mit der Maghreb Investment Holding ist er in Energieprojekte (Solar) und Immobilien investiert. Über die Firma PRS Restaurants AG, die er präsidiert, hält Roland Zanotelli die Master-Franchise von Dunkin' Donuts für die Schweiz. Neben seinem umtriebigen Unternehmertum zählen Pferde und die Landwirtschaft in Ampurien seit jeher zu Roland Zanotellis grössten Passionen.

 



Der Argudell-Olivenhain auf dem Gut Fontclara von Roland Zanotelli (Bild: Silvan Brun) - evoo.expert - beste Olivenöle kaufen
Roland Zanotellis Argudell-Olivenhain auf Fontclara wird von der untergehenden Sonne geküsst (Bild: Silvan Brun)



7) Zeugen der Zeit sind deine schönen Argudell-Oliven, eine Sorte, die in Ampurien schon seit langer Zeit angebaut wird und dort als heimisch gilt. Lehren einen diese uralten Bäume, die seit Jahrhunderten stoisch dastehend Wind, Hitze, Regen und Frost trotzen, Demut?

«Ja, Demut ist etwas, was man in der Landwirtschaft allgemein gut brauchen kann. Denn, eine im August noch schöne Ernteaussicht kann etwa durch plötzlichen Hagel jäh zerstört werden. Oder man denke nur an den Tramontana-Wind, der uns manchmal im Frühjahr heftig heimsucht und die Blüten quasi vom Stängelchen bläst. Ohne Fruchtansatz gibt es keine Oliven. Dieser eigenen Ordnung der Natur muss man sich schon hingeben können. Deshalb ist es für mich ja auch so schön, regelmässig mit meinem Fiat Panda um die Felder zu fahren und die Pflanzen gedeihen zu sehen.»




«Tanja Grandits oder Zizi mit ihren Superrestaurants sind eine grosse Ehre für mich. Sie kaufen jeden Monat grosse Mengen von meinem Olivenöl.»

- Roland Zanotelli




8) "Schön" ist ein gutes Stichwort. Denn, schön dürften auch die emotionalen Erfolge sein, die du mit Fontclara erzielst. Ich denke da etwa an Tanja Grandits, die als beste Köchin im Schweizer Land gilt und auf ein Arbequina-Olivenöl aus deiner Produktion setzt. Was bedeuten dir Kooperationen mit solch bekannten Adressen?

«Meine liebsten Kunden wie Tanja Grandits oder Zizi mit ihren Superrestaurants sind eine grosse Ehre für mich. Sie kaufen jeden Monat grosse Mengen von meinem Olivenöl. Das ist etwas, was die meisten – auch guten und preisgekrönten – Restaurants nicht tun, auf gutes Öl setzen, weil sie nicht bereit sind, einen angemessenen Preis für ein gutes Olivenöl zu bezahlen. Mittlerweile merke ich das sehr gut, wenn in einer Restaurantküche für die Salatsauce ein billiges und / oder schlechtes Öl verwendet wird. In dieser Hinsicht denken einige Gastronomen schlicht nicht bis zum Ende. Ein ausgezeichnetes Rohprodukt nützt auch nichts, wenn man dieses mit schlechtem Öl bearbeitet, es damit beträufelt, es darin mariniert oder es gar darin brät.»




Macht Gutes noch viel besser, auch diesen Orangen-Tarte von Iolanda Bustos - Fontclara Olivenöl (Bild: zvg)
Macht Gutes noch viel besser, auch diese Orangen-Tarte von Iolanda Bustos - Fontclara Olivenöl (Bild: zvg)

 

Rezept von Iolanda Bustos: Orangen-Tarte mit nativem Olivenöl extra Picual von Fontclara, Mandeln und Orangenblüten


«Es gibt Rezepte, die Erinnerungen an die Vergangenheit wachrufen, und wenn sie einen gleichzeitig an einen vertrauten Ort führen, spürt man die Emotionen bei jedem Bissen. So ist es auch bei dieser Tarte mit Orangen, Orangenblüten, Mandeln und nativem Olivenöl extra. Sie ist eine Hommage an Andalusien und an meine Grosseltern. Welch ein Glück, dass ich dieses süsse Rezept auf dem Landgut Fontclara von Roland Zanotelli mit seinem ausgezeichneten Picual-Olivenöl und den Blüten seines wunderbaren Gartens interpretieren durfte.» Von Iolanda Bustos.


Die Zutaten, die Sie für die Orangen-Tarte benötigen, sind:

  • 3 ganze gekochte Bio-Orangen mit Schale

  • 200 g brauner Zucker

  • 150 g Mandelmehl

  • 150 g Haferflocken

  • 50 ml natives Olivenöl extra Picual von Fontclara (oder Argudell von Fontclara)

  • 5 ganze Eier

  • 10 frische Orangenblüten oder einen Esslöffel Orangenblütenwasser

  • 2 Gramm Salz

Optional für den Schokoladenüberzug, falls ein solcher gewünscht ist:

180 g Zartbitterschokolade und 30 ml natives Olivenöl extra Argudell von Fontclara schmelzen. Sie können auch vor dem Backen Schokoladenstückchen in den Teig geben.


Für jene, die es glutenfrei lieben:

Ersetzen Sie die Haferflocken durch Mandelmehl.


Und das sind nun die Arbeitsschritte, die Sie - einen nach dem anderen - ausführen müssen, um die perfekte Orangen-Tarte zu erhalten:

Die gekochten Orangen mit Schale und Fruchtfleisch mit einem Messer oder einem Fleischwolf zerkleinern, dabei die Kerne und den weissen Schalenteil entfernen.

Den Zucker und die Eier in eine grosse Schüssel geben und danach gut mischen. Die restlichen Zutaten zur Masse geben.

Bereiten Sie eine mit Backpapier ausgelegte runde 25-cm-Backform vor und füllen Sie den Teig gleichmässig hinein.

Backen Sie den Teig bei 160 Grad während 45 Minuten bei Unter- und Oberhitze.

Da es sich um einen ziemlich feuchten Kuchen handelt, erkennt man den richtigen Garpunkt daran, dass die Oberfläche Risse und Röstfarben aufweist.

Wenn Sie den Kuchen aus dem Ofen nehmen, stellen Sie ihn auf ein Gitter, damit der Dampf entweichen kann. Diese Tarte hält sich mehrere Tage lang, sofern sie von Ihnen oder Ihren Gästen nicht sofort restlos verschlungen wird! Ich schlage ausserdem vor, dass Sie die Tarte vor dem Verzehr mit ein wenig nativem Olivenöl extra Fontclara Picual oder Argudell (jenes, das Sie zum Teig gegeben haben) einmassieren. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt.


Sie können die Tarte zusätzlich auch mit einer Crème aus dunkler Schokolade und nativem Olivenöl extra überziehen, indem Sie die Schokolade mit etwas nativem Olivenöl extra Fontclara Argudell schmelzen - sensationell!

 



9) Was erwartet die Menschen, die dein Fontclara Argudell-Olivenöl zum ersten Mal kosten?

«Die Menschen erwarten eigentlich nichts Besonderes, aber nach dem ersten Riecher und dem anschliessenden Schluck - übrigens pur - oder nachdem sie das in Olivenöl getunkte Brot gekostet haben, erschrecken sie, da sie von der Vielfallt und der Tiefe der Aromen, mit denen dieses Öl aufwartet, sowie auch von der Reinheit überrascht sind. Die Degustanten meinen regelmässig, das Öl sei in keiner Weise ölig und hinterlasse kein fettiges, sondern ein trockenes Mundgefühl.»




Nuri Torent Ribas, die Direktorin des Olivenguts Fontclara, bei der angeleiteten Olivenölverkostung (Bild: zvg)
Nuria "Nuri" Torrent Ribas, die Direktorin des Olivenguts Fontclara, bei der angeleiteten Olivenölverkostung (Bild: zvg)



10) Gutes Olivenöl an Mann und Frau zu bringen, ist meiner Meinung nach nicht einfach. Was sind deine Erfahrungen?

«Die Menschen wissen – also generell gesprochen – noch nicht, wie ein wirklich gutes Olivenöl riecht und schmeckt. Folglich sind sie auch noch nicht in der Lage, ein gutes Olivenöl zu schätzen. Das Aufbauen einer bewussten Kundschaft braucht enorm viel Geduld und in unserem Fall Tausende «Tastings». Man muss dabei nicht selten auf Beispiele aus dem Alltag, die praktisch jeder kennt, zurückgreifen, um dem Konsumenten den Weg zum Olivenöl von heute ebnen zu können. Ich rede oft von der Flasche Wein, die im Restaurant wie im Laden je nach Anlass auch mal 100 Franken kosten darf und die dann prominent auf dem Tisch platziert wird. Meiner Meinung nach spielt die Qualität des Weins dabei eben nur eine untergeordnete Rolle. Nicht selten ist nämlich Prestige das tragende Element, warum man den eher teuren Wein auswählt. Diese Ausgangslage findet das Olivenöl nicht vor. Es darf in den Augen vieler – auch vermögender Konsumenten – nicht zu viel kosten. Obschon uns die Halbliterflasche Olivenöl bei sachgemässer Anwendung viel länger erhalten bleibt als die teure Flasche Wein. Und, auch der gesundheitliche Aspekt muss den Konsumenten dringend vermittelt werden. Ich empfehle daher allen Menschen, die sich für Olivenöl und Gesundheit interessieren, das Buch SuperOlio von Michaela Bogner, erschienen im Delius Klasing Verlag, zu lesen. Es ist in gut sortierten Buchhandlungen und im Internet erhältlich. Ich persönlich finde, dass dieses Werk etwas vom Besten ist, was man derzeit zu Olivenöl lesen kann.»




«Die Landwirtschaft war eigentlich immer schon meine Lieblingsbeschäftigung – aber nicht die rentabelste.»

- Roland Zanotelli




11) Geführte Tastings haben sich für Fontclara als wichtiges Instrument zur Kundengewinnung herauskristallisiert. Mit Nuria Torrent Ribas hast du für Fontclara eine talentierte und äusserst fleissige Direktorin engagiert, welche das Tasting-Projekt in relativ kurzer Zeit zum durschlagenden Erfolg geführt hat. Ist Nuri ein Glücksgriff?


Nuria "Nuri" Torrent Ribas (Bild: zvg)
Nuria "Nuri" Torrent Ribas (Bild: zvg)

«Seit nunmehr über 30 Jahren sind wir hier in Fontclara zu Hause. Das Land, auf dem wir leben, haben wir damals von einem Schweizer Freund gekauft. Dieser wiederum hatte es seinerzeit von der alteingesessenen Familie Torrent erstanden. Die Familie Torrent, die in Fontclara einen grossen Landwirtschaftsbetrieb führt, kenne ich sehr gut. Sie ist mit Land und Leuten eng verflochten und Vater Torrent amtete einst sogar als Vize-Präsident der Gemeinde Palau-sator, zu welcher das Dorf Fontclara gehört. So kam es, als ich mich vor drei Jahren praktisch hierhin nach Fontclara zurückgezogen habe, dass ich eines Tages Tochter Nuria Torrent traf, die mir schon früher als engagierte und äusserst intelligente junge Frau aufgefallen war, und sie fragte, ob sie sich unserem Team bei Zanotelli S.L. anschliessen möchte. Sie hatte sofort zugesagt. Kaum hatte sie bei uns begonnen, habe ich verstanden, dass sie als Geschäftsführerin oder wie man hier in Katalonien sagt als Directora eingesetzt werden könnte, was wir dann auch schnell umgesetzt haben. Nuri, wie Nuria von allen genannt wird, ist ein Glücksfall für Fontclara. Wahrlich. Sie hat die Marke – insbesondere hier in Spanien – sehr gut entwickelt, was wir auch an der stetig zunehmenden Anzahl der Tastings und der Ab-Hof-Verkäufe sehen. Die Besucher sind begeistert und die Rückmeldungen sind durchwegs sehr positiv, was mich besonders stolz macht. Wir alle hier arbeiten sehr gut und vor allen Dingen sehr gerne mit Nuri zusammen. Mit ihrer Arbeit im Bio-Landwirtschaftsbetrieb Zanotelli S.L. kann Nuri ihrer Heimatgemeinde etwas zurückgeben, davon bin ich überzeugt. Zudem wurde Nuri jüngst auch in den Gemeinderat von Palau-sator gewählt, was diesen Effekt natürlich verstärkt. Das Land, auf welchem wir im Einklang mit der Natur eines der besten Öle Spaniens erzeugen, ist und bleibt – unabhängig der Eigentumsverhältnisse – das Land der Torrents.»




Roland Zanotelli hat kürzlich diesen Argudell-Olivenhain übernommen. Er gehörte Manel Adell. (Bild: Silvan Brun)
Roland Zanotelli hat kürzlich diesen Argudell-Olivenhain übernommen. Er gehörte Manel Adell. (Bild: Silvan Brun)


12) Es ist noch nicht allzu lange her, hast du die Olivenölmarke Olirium des ehemaligen CEOs von Desigual, Manel Adell, übernommen. Wie ist diese Übernahme zustande gekommen, was beinhaltet sie und was sind deine Pläne mit Olirium?

«Manel Adell hat mich angefragt, ob ich als unmittelbarer Nachbar in Palau-sator seine 12 Hektar Olivenhain und damit verbunden auch gleich die Marke Olirium sowie die treue Kundschaft, die Olirium vorzuweisen weiss, vertraglich übernehmen möchte. Das haben wir jetzt für einige Jahre so unterzeichnet.»



13) Zum Abschluss folgende Frage: Wenn du dein Leben nochmals von Anfang an leben dürftest, würdest du alles nochmals genau gleich machen oder würdest du bereits früher den Oliven frönen und zum Landwirt werden?

«Das Leben funktioniert nicht so, dass man den Erfolg anstrebend diesen auch schnell erreicht. Man muss dynamisch bleiben und sich den Gegebenheiten immer wieder von Neuem anpassen. Das setzt Geduld voraus. Oder aber, dass man lernt, geduldig zu sein. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass in 60 Jahren Arbeit vieles nicht so läuft, wie es ursprünglich geplant war. Das ist insbesondere auch in der Landwirtschaft so, die es mir besonders angetan hat. Sie war eigentlich immer schon meine Lieblingsbeschäftigung – aber nicht die rentabelste.»



Ich danke dir für das Gespräch, Roland.




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