top of page
AutorenbildSilvan Brun

Samenöle, Entzündungen und Darmkrebs: Neue Erkenntnisse aus der Forschung

Aktualisiert: vor 9 Stunden

Samenöle könnten Darmkrebs begünstigen (Bild: AdobeStock AI)
Samenöle könnten Darmkrebs begünstigen (Bild: AdobeStock AI)


Samenöle wie Sonnenblumen-, Raps-, Soja- und Maiskeimöl haben ihren Siegeszug in der modernen Ernährung vor allem wirtschaftlichen Interessen ihrer Vermarkter zu verdanken. Bereits in den 1960er- und 70er-Jahren wurden grosse Kampagnen finanziert, um Samenöle als gesund und "herzfreundlich" zu positionieren. Wissenschaftler, die tierische Fette wie Butter und Schmalz als gesundheitsschädlich darstellten, wurden dabei nicht selten von der Industrie bezahlt. Diese Propaganda hat über Jahrzehnte das öffentliche Bewusstsein geprägt, sodass sich der Mythos, tierische Fette seien ungesund und pflanzliche Öle seien gesund, bis heute hartnäckig hält.


Tatsächlich zeigt sich allmählich, dass die Realität gänzlich anders aussieht. Eine neue Studie aus Florida, veröffentlicht im Fachjournal Gut unter dem Titel „Integration of lipidomics with targeted, single cell, and spatial transcriptomics defines an unresolved pro-inflammatory state in colon cancer“, zeigt, dass Samenöle offensichtlich alles andere als harmlos sind. Vielmehr sollen sie entzündliche Prozesse fördern, die mit einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen wie Darmkrebs einhergehen können.



Samenöle: Sie senken das Cholesterin im Blut und sind gefährlich

Samenöle enthalten besonders hohe Mengen an Linolsäure, einer zweifach ungesättigten Fettsäure, die zu den Omega-6-Fettsäuren zählt. Diese wurde lange als gesund beworben, weil man glaubte, sie senke das Cholesterin im Blut der Konsumierenden. Allerdings ist Kokosöl, das zu über 40 Prozent aus der gesättigten Laurinsäure, zu 17 Prozent aus der gesättigten Palmitinsäure und zu fast 25 Prozent aus der gesättigten Myristinsäure besteht, ebenfalls in der Lage, das Cholesterin im Blut des Menschen zu senken. Und gleichfalls senkt der Konsum von nativem Olivenöl das Low Density Lipoprotein - LDLC und im Volksmund fälschlicherweise "schlechtes Cholesterin" genannt.


Folglich ist es nicht die in vielen Samenölen reichlich enthaltene Linolsäure (in Sonnenblumenöl über 70 Prozent), die cholesterinsenkend wirkt. Vielmehr sind es die in pflanzlichen Ölen und Fetten generell enthaltenen Phytosterine, die eine cholesterinsenkende Wirkung haben. Phytosterine (auch Pflanzensterine genannt) kommen - wie es der Name vermuten lässt - aus aus Pflanzen und haben eine chemische Struktur, die tierischem Cholesterin sehr ähnelt. Normalerweise wird Cholesterin über ein spezifisches Transporter-Protein ins Darmgewerbe aufgenommen. Nun konkurrieren über Pflanzenöle eigenommene Phytosterine aber mit dem Cholesterin um diesen Transportmechanismus. Nach ihrer Aufnahme wird der Grossteil der pflanzlichen Sterine jedoch nicht im Körper gespeichert, sondern über ein weiteres spezifisches Transporter-Protein wieder ins Darmlumen zurückbefördert. Dadurch reduziert sich die Gesamtmenge an Cholesterin, die ins Blut gelangt.


Die verringerte Cholesterinaufnahme hat zur Folge, dass weniger Cholesterin zur Leber zurücktransportiert wird. Weil die Leber jedoch Cholesterin für wichtige Funktionen wie die Gallensäureproduktion benötigt, reagiert sie mit der vermehrten Produktion von LDL-Rezeptoren. Diese binden LDL-Partikel aus dem Blut, um den Cholesterinbedarf der Leber zu decken, wodurch der LDL-Cholesterinspiegel im Blut effektiv gesenkt wird.


Jetzt zeigt eine neue Studie, dass Linolsäure im Körper zu sogenannten Lipidmediatoren abgebaut wird – Molekülen, die:

  • nicht nur Entzündungen auslösen und aufrechterhalten,

  • sondern auch die Tumor-Mikroumgebung verändern und das Immunsystem beeinflussen,

  • sowie ein chronisches entzündliches Milieu schaffen, das das Tumorwachstum fördern könnte.


Die experimentelle Studie aus Florida fand, dass Tumorgewebe von Patienten mit kolorektalem Krebs hohe Konzentrationen dieser entzündungsfördernden Lipidmediatoren aufwiesen. Die Forscher gehen davon aus, dass die westliche Ernährung, die reich an industriellen Samenölen ist - gerade weil diese Öle in vielen verarbeiteten Nahrungsmitteln enthalten sind, einen dauerhaften Einfluss auf diese Mechanismen haben könnte.



Zurück zum Bewährten und Gesunden!

Neben der kritischen Betrachtung von Samenölen rücken traditionelle Fette wieder vermehrt in den Fokus. Diese weisen eine stabilere Fettsäurezusammensetzung auf, die weniger oxidationsanfällig ist und nicht die entzündlichen Effekte von Samenölen hat:

  • Natives Olivenöl extra: Mit seinem hohen Gehalt an einfach ungesättigter Ölsäure und entzündungshemmenden Biophenolen bietet das Gold des Mittelmeerraumes nicht nur oxidative Stabilität, sondern auch direkt antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften.

  • Butter, Talg und Schmalz: Diese Fette, die über Jahrhunderte hinweg in der Ernährung verankert waren, enthalten vor allem gesättigte und einfach ungesättigte Fettsäuren. Sie oxidieren weniger leicht und tragen daher nicht zu den negativen Effekten bei, die mit Samenölen verbunden sind.



Zeit für ein neues Bewusstsein

Heute wissen wir: Die jahrzehntelange Verherrlichung von Samenölen beruhte trotz gegenteiligem Versprechen der Verantwortlichen nicht auf wissenschaftlicher Evidenz, sondern auf skrupellosem wirtschaftlichem Kalkül. Die neue Studie im Fachjournal Gut liefert nun einen weiteren Hinweis dafür, dass diese Öle kritisch hinterfragt werden müssen – vor allem im Zusammenhang mit entzündungsbedingten Erkrankungen wie Darmkrebs und Herz-/Kreislauferkrankungen.


Die Debatte um Samenöle hat mit Robert F. Kennedy Juniors Nominierung als US-Gesundheitsminister übrigens weltweit Aufmerksamkeit erlangt. Kennedy schlägt vor, dass die Fast-Food-Riesen zum Frittieren wieder vermehrt auf das ohnehin bei der Schlachtung von Rindern als Abfall zurückbleibende Fett zurückgreifen.


Ungeklärt bleibt derweil, wie das Samenöl in den Zehntausenden von Snack-Artikeln ersetzt werden könnte. Die beste Lösung im Sinne der Gesundheit wäre mit Sicherheit, überhaupt nicht erst auf die Kundenliste für diese billigen Snack-Produkte zu geraten oder sich von dieser streichen zu lassen. Es ist nämlich Zeit für ein neues Bewusstsein!

Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
bottom of page