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AutorenbildMarta Mulli

Swiss Re: Zweitgrösster Rückversicherer der Welt bewertet das Krebsrisiko durch den Konsum von Samenölen neu und hofft aufgrund vorliegender Beweise auf eine Änderung der (Ernährungs)Richtlinien.


Swiss Re-Hauptsitz in Zürich (Bild: Leonardo Finotti, 2017, zVg von www.swissre.com)

Dr. John Schoonbee, Global Chief Medical Officer bei Swiss Re, lenkt in einem seiner jüngsten Beiträge auf LinkedIn die Aufmerksamkeit auf einen alarmierenden Trend: den Anstieg von Krebserkrankungen bei jungen Erwachsenen und den möglichen Einfluss von Samenölen auf diese Entwicklung. Seine fundierte Analyse wirft ein kritisches Licht auf die weit verbreitete Verwendung von äusserst oxidationsanfälligen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFAs) in industriellen Samenölen und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken.


John Schoonbee von Swiss Re hat mit einem Mitte Dezember 2024 abgesetzten LinkedIn-Post[1] eine Diskussion angestossen, die weitreichende Implikationen für die Gesundheits- und Versicherungsbranche haben könnte. Als Global Chief Medial Officer des zweitgrössten Rückversicherers der Welt vertritt Dr. Schoonbee in diesem Beitrag offensichtlich nicht in erster Linie seine persönliche Meinung, sondern insbesondere die Position eines Konzerns, der eng mit Lebens- und Krankenversicherungen zusammenarbeitet und Risikotrends genau analysiert. Seine Aussagen zu den gesundheitlichen Risiken von Samenölen und deren möglichem Zusammenhang mit dem Anstieg von Krebserkrankungen bei jungen Erwachsenen verdienen daher besondere Beachtung.


Was steckt hinter Schoonbees Aussagen?

In seinem Post hebt Dr. Schoonbee hervor, dass Samenöle, die in der modernen westlichen Ernährung weit verbreitet sind, aufgrund ihres hohen Gehalts an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFAs für polyunsaturated fatty acids) problematisch sein könnten. Diese Fettsäuren sind hochgradig oxidationsanfällig und die Samenöle, die reich an PUFAs sind, werden in der Regel unter harschen industriellen Bedingungen gewonnen, welche die empfindlichen Fettsäuren oxidieren lassen und so zu entzündungsfördernden und potenziell toxischen Effekten beitragen.


Swiss Res Chefarzt weist darauf hin, dass die chronische Überbelastung mit Omega-6-Fettsäuren, die in diesen Ölen in einer Vielzahl vorkommen, im menschlichen Körper eine Umgebung schaffen kann, die das Entstehen und Fortschreiten von Krebserkrankungen begünstigt. Dr. Schoonbee verweist dabei auf wissenschaftliche Studien, die nicht nur die Rolle von bioaktiven Lipiden bei der Krebsentstehung untersuchen, sondern auch die langfristigen Folgen des Überkonsums von Samenölen auf die allgemeine Gesundheit aufzeigen.


Besonders bemerkenswert ist der historische Kontext, den Dr. Schoonbee anspricht: Vor den 1960er-Jahren wurden Samenöle hauptsächlich als industrielle Schmierstoffe verwendet. Erst die sogenannte "Diet-Heart-Hypothese", die gesättigte Fette (vor allem aus tierischen Quellen) mit Herzkrankheiten in Verbindung brachte, ebnete den Weg für die Verbreitung dieser neuen Öle in der menschlichen Ernährung. Heute dominieren sie die Nahrungsmittelproduktion und machen einen erheblichen Anteil der verarbeiteten Lebensmittel aus.


Der Swiss Re-Chefarzt stellt weiter klar, dass die "Diet-Heart-Hypothese" inzwischen als falsch erwiesen wurde. Trotzdem werde weiterhin für diese stark verarbeiteten, unnatürlichen Öle, die aus Samen gewonnen werden, geworben. Heute gelten sie weltweit als Hauptfettquelle und haben sich daher in vielen Bevölkerungen etabliert.



 

Dr. John Schoonbees LinkedIn-Beitrag von Mitte Dezember 2024 zu Samenölen im Wortlaut auf Deutsch übersetzt

«Wir bei Swiss Re kümmern uns (sehr!) um Sterblichkeit... (das macht den Großteil unseres L&H-Risikos aus) – ebenso wie unsere Lebensversicherungskunden!


Und deshalb beschäftigen wir uns auch mit dem Anstieg von Krebserkrankungen im jungen Alter (wir haben vor ein paar Monaten darüber geschrieben): [https://www.swissre.com/reinsurance/insights/reducing-cancer-risk-metabolic-health.html]


Während es verschiedene Hypothesen gibt, warum das passiert, scheint es, als müssten wir uns vielleicht mit der explosionsartigen Nutzung von „pflanzlichen“ (Samen-)Ölen beschäftigen.


Fast zeitgleich sind diese beiden Veröffentlichungen erschienen:

  1. Die American Cancer Society hat ein Update über den (unverhältnismäßigen) Anstieg von Darmkrebs bei jungen Erwachsenen (im Vergleich zu älteren Erwachsenen) in den 10 Jahren von 2008 bis 2017 veröffentlicht. Viele Länder zeigen eine jährliche Zunahme von 2–4 %: [https://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(24)00600-4/fulltext]

  2. Eine Studie, die die Biologie von Darmkrebs in Bezug auf bioaktive Lipide untersucht – und diese sind in verarbeiteten/industriell hergestellten Ölen weit verbreitet: [https://gut.bmj.com/content/early/2024/12/20/gutjnl-2024-332535]


Ein Auszug aus dem CNN-Artikel zur zweiten Studie [https://edition.cnn.com/2024/12/11/health/colon-cancer-omega-6-ultraprocessed-food-wellness/index.html]: «"Wenn Ihr Körper über Jahre hinweg einem chronischen entzündlichen Milieu ausgesetzt ist, das durch ein Ungleichgewicht von Omega-6-Fettsäuren entsteht – wie es typischerweise in ultraverarbeiteten und Junk-Foods vorkommt – glaube ich, dass es für eine Mutation einfacher wird, Fuß zu fassen, und schwieriger für den Körper, dagegen anzukämpfen", sagte (Autor) Yeatman, ein chirurgischer Onkologe und Professor an der University of South Florida.


Eine westliche Ernährung enthält oft viele Omega-6-Fettsäuren, sagen Experten, was auf die weit verbreiteten Samenöle zurückzuführen ist, die häufig zum Frittieren von Fast Food und zur Herstellung von ultraverarbeiteten Lebensmitteln verwendet werden, die mittlerweile etwa 70 % des US-Nahrungsmittelangebots ausmachen. Linolsäure, eine Omega-6-Fettsäure, die in Mais-, Erdnuss-, Soja-, Distel- und Sonnenblumenöl vorkommt, ist die häufigste Omega-6-Fettsäure in der US-Nahrungskette.»


Vor der "Diet-Heart-Hypothese" der 1960er-Jahre (die besagte, dass Fett, insbesondere gesättigtes Fett, Herzkrankheiten verursacht), existierten Samenöle nur als industrielle Schmierstoffe. Doch die Angst vor gesättigtem Fett führte dazu, dass diese industriell hergestellten Öle mit weniger gesättigten Fetten, aber einem vielfach höheren Gehalt an Linolsäure im Vergleich zu natürlich vorkommenden tierischen und pflanzlichen Fetten in die Ernährung eingeführt wurden.


Obwohl die "Diet-Heart-Hypothese" inzwischen als falsch erwiesen wurde, wird weiterhin für diese stark verarbeiteten, unnatürlichen Öle geworben und sie werden weltweit als Hauptfettquelle in vielen Bevölkerungen etabliert – und das setzt sich fort.

Viele haben auf die entzündliche und toxische Natur dieser Öle hingewiesen, und es scheint, dass die Beweise zunehmen, die hoffentlich zu einer Änderung der Richtlinien führen könnten. Sehenswert ist dieser Vortrag von Nina Teicholz, PhD, der bei unserem Event "Fixing Metabolic Health" im Jahr 2023 präsentiert wurde: [https://vimeo.com/896716564]

Das untenstehende Diagramm stammt aus dieser Studie: [https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8805510/]

Benjamin Bikman, Dr. David Ludwig, MD, Tobias Schiergens, Gary Taubes, Georgia Ede, MD, Tro Kalayjian

Einbettung von Dr. Schoonbees Original-Post aus LinkedIn


 


Warum ist die Stellungnahme Schonbees so bedeutsam?

Als Global Chief Medical Officer von Swiss Re vertritt Dr. Schoonbee die Perspektive eines Unternehmens, das Risikomanagement auf höchstem Niveau betreibt. Swiss Re analysiert nicht nur aktuelle Trends, sondern trifft auch Vorhersagen über langfristige Entwicklungen, die die Lebens- und Krankenversicherungsbranche beeinflussen könnten. Der Anstieg von Krebserkrankungen bei jungen Erwachsenen stellt für Versicherer ein erhebliches Risiko dar – sowohl in Bezug auf die Sterblichkeit als auch auf die Kosten für Behandlungen.


Dr. Schoonbees Äusserungen legen nahe, dass die gesundheitlichen Auswirkungen von Samenölen zukünftig eine zentrale Rolle in der Risikobewertung spielen könnten. Die öffentlich gemachte Haltung Swiss Res zu Samenölen hat für die Öffentlichkeit Weckrufcharakter und könnte zudem einen Einfluss auf künftige politische Richtlinien, Ernährungsempfehlungen und die Gestaltung von Versicherungsprodukten haben.


Die Tatsache, dass ein global agierender Rückversicherer wie Swiss Re diesem Thema Aufmerksamkeit schenkt, zeigt, dass die Risiken, die von Samenölen ausgehen, zunehmend ernst genommen werden. Vor Jahresfrist war es die New York Times Bestseller-Autorin und Ernährungswissenschaftlterin, Nina Teicholz, die in Rüschlikon, hoch über dem Zürichsee im Centre for Global Dialogue von Swiss Re im Rahmen der Veranstaltung "Fixing Metabolic Health" (zu Deutsch "Die Stoffwechselgesundheit wiederherstellen") über die enorme Schädlichkeit von Samenölen einen Vortrag hielt.[2]



Die Auswirkungen auf die Zukunft

Dr. Schoonbees Aussagen könnten nicht nur die wissenschaftliche und öffentliche Debatte über Samenöle anregen, sondern auch konkrete Veränderungen in der Lebensmittelindustrie und im Verbraucherverhalten bewirken. Sollte sich der Fokus verstärkt auf die entzündungsfördernden und toxischen Eigenschaften dieser Öle richten, könnte dies:

  1. Zu einer Überarbeitung von Ernährungsempfehlungen führen, die derzeit Samenöle wie Sonnenblumen-, Raps-, Mais- und Sojaöl als "gesunde Alternativen" zu tierischen Fetten darstellen.

  2. Die Nachfrage nach natürlicheren Fetten wie Olivenöl, Kokosöl, Talg, Butter und Schmalz steigern, die weniger verarbeitet und oxidationsanfällig sind.

  3. Versicherungsunternehmen dazu veranlassen, ihre Risikomodelle anzupassen, um die langfristigen Kosten von ernährungsbedingten Krankheiten besser zu berücksichtigen.

  4. Gesetzgeber und Lebensmittelhersteller unter Druck setzen, die Verwendung von Samenölen in verarbeiteten Lebensmitteln zu reduzieren oder diese strenger zu regulieren.



Die Bedeutung von Dr. John Schoonbees LinkedIn-Post liegt nicht nur in der Analyse der Risiken, sondern auch in der Signalwirkung, die von einer Organisation wie Swiss Re ausgeht. Wenn eines der weltweit grössten Rückversicherungsunternehmen auf die potenziellen Gefahren von Samenölen hinweist, hat dies das Potenzial, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und langfristige Veränderungen anzustossen. Die Diskussion über die Rolle von Samenölen in unserer Ernährung ist daher nicht nur eine Frage der Gesundheit, sondern auch eine des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Risikomanagements.


Quellen

[2] TEICHOLZ, Nina, Seed Oils: History and Mechanisms, Fixing Metabolic Health, Swiss Re, 09.10.2023; zu finden unter https://youtu.be/q8ecVBuN9ek?si=lFL9V30hDaLoz55m


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