1978, und somit im gleichen Jahr der wegweisenden berüchtigten vom Decanter Magazine veranstalteten Blindverkostung, bei welcher der 72er Jahrgang des damals weitgehend unbekannten Weines mit Namen Sassicaia des Weingutes Tenuta San Guido des Marquisen Mario Incisa della Rocchetta eine Reihe von Spitzengewächsen des Bordeaux schlug, war es, als Paolos und Simones Vater Michele Di Gaetano (†) entschied, seinen rentablen Mailänder Coiffeursalon, in welchem er so manchem Prominenten die Haare schönmachte, aufzugeben und von der Grossstadt in eine ländlichere Gegend weiter südlich umzusiedeln. 1979 zogen Micheles Frau Marina sowie die zwei Söhne Paolo und Simone ebenfalls vom norditalienischen Grossstadt- in den bolgheresischen Olivendschungel. Fonte di Foiano wurde gegründet.
Michele Di Gaetano suchte sich ausgerechnet die später für ihre guten und teuren Weine bekannte Region um Bolgheri aus. Erst zwei Jahre nachdem Michele Di Gaetano seine Coiffeur- gegen die ihm bislang fremde Baumschere eingetauscht und aus dem wilden Olivenwald in Bolgheri - heute bekannt als Fonte di Foiano - eine einigermassen erkennbare Ordnung geschnitten hatte, wurde in nächster Umgebung das heute äusserst renommierte Weingut Tenuta dell'Ornellaia durch Ludovico Antinori gegründet.
Fonte di Foiano und insbesondere Michele Di Gaetano hatten den langsamen aber konstanten Aufstieg der Supertoskaner über all die Jahre hautnah miterlebt. Während ausländische Kunden für die Top-Weine der Bolgheri-Region Höchstpreise zu bezahlen bereit waren, galt Olivenöl für die gut betuchten Kunden aus Übersee und von nördlich der Alpen im besten Fall als alternatives Schmiermittel für Salate. Michele Di Gaetano war fest entschlossen, dieses falsche Bild, das die fremde Welt vom Olivenöl hatte, zu ändern. Er scheute weder Mühe noch Aufwand - seine Frau Marina hatte ihn längst für verrückt erklärt - das beste Olivenöl der Region zu produzieren.
Doch erst als die beiden Söhne, Paolo und Simone aktiv ins Unternehmen eintritten, wurde mit grossem finanziellem Aufwand eine leistungsfähige Ölmühle der neusten Generation zugelegt. Die Qualität der Öle Fonte di Foianos verbesserte sich sprunghaft. Seither gelten die Di Gaetano-Brüder als Vorreiter der Szene. Zu ihrem grossen und über all die Jahre stets unerreichbar geschienenen Vorbild, dem Maestro Giorgio Franci aus Montenero d'Orcia, haben sie längst aufgeschlossen. Bei nationalen und internationalen Wettbewerben haben die Jungs aus Bolgheri für ihre exquisiten und unverwechselbaren Öle bereits eine Vielzahl von Auszeichnungen eingeheimst.
2017 verlor Vater Michele den kurzen aber heftigen Kampf gegen einen aggressiven Krebs. Die Lokalblätter titelten "Addio al re dell'olio - arrivo' con un pettine e un rasoio.", was so viel heisst wie "Auf Wiedersehen König des Olivenöls - er kam mit einem Kamm und einem Rasiermesser."
Marina erzählt die Geschichte Fonte di Foianos, die bis heute einem einzigen Abenteuer gleicht, immer wieder gerne. Und so ist das heutige Spitzengut Foiano eben nicht nur mit Michele, sondern eben auch mit Marina tief verbunden. Kein Zufall ist es, dass die ligurische See just vor den Toren Foianos liegt, das Licht der heissen toskanischen Sonne von der Wasseroberfläche zurück an den Hügel Castagneto Carduccis wirft und so für optimale Bedingungen für die Oliven des Gutes Fonte di Foiano sorgt.